Renaturierungsmaßnahme "Nachtweid" in Ranstadt
Zur Verbesserung der Gewässerstruktur und zur Reaktivierung einer ca. 75 ha großen Auenfläche ist die Nidda bei Ranstadt – Dauernheim im Naturschutzgebiet (NSG) „Nachtweid von Dauernheim“ auf einer Länge von ca. 2,8 Kilometern renaturiert worden.
Vorbereitende Arbeiten für das Renaturierungsprojekt wurden bereits seit Mitte der 90-iger Jahre durch den Wasserverband Nidda, der für die Unterhaltung der Nidda im Planungsgebiet, und das Forstamt in Nidda, das für die Unterhaltung des angrenzenden Naturschutzgebietes zuständig ist, mit der Entnahme der zweireihigen Pappelallee an der Nidda zwischen der Ortsumgehung Dauernheim und der Autobahnbrücke A 45 durchgeführt. Insgesamt wurden hier ca. 400 Hybridpappeln gefällt, die letzten im Februar 2001.
Bei diesem Vorhaben handelt es sich um die größte Renaturierungsmaßnahme, die bis dato in der Trägerschaft des Wasserverbandes Nidda durchgeführt wurde. Die Arbeiten zur Umsetzung des in vier Bauabschnitte eingeteilten Projektes begannen im Juli 2002. Abgeschlossen wurde die Renaturierungsmaßnahme dann 2 Jahre später im Juli 2004.
Art und Umfang der Maßnahme unterteilt nach Bauabschnitten:
1. Umgestaltung von Heeg- und Schwaasgraben
- Beidseitige Aufweitungen der Gewässerparzellen
- Beseitigung der alten Räumgutablagerungen aus den Uferbereichen
- Bau eines gewässerbegleitenden dauerhaft nutzbaren Unterhaltungsweges
- Räumung der Grabensohlen
- Abflachung der Uferböschungen
- Abbruch eines Kulturwehres
- Modellierung eines Flachwasserbiotops
2. Umgestaltung der Nidda zwischen Feldwegebrücke und Schwaasgraben
- Aufweitung der Gewässerparzelle auf der in Fließrichtung rechten Seite
- Beseitigung der rechtsseitigen Verwallung
- Aufweitung der Gewässersohle
- Gestaltung der Ufer mit unterschiedlichen Böschungsneigungen
- Einbau von Buhnen und Leitwerken
- Bau einer neuen Flutmulde
- Modellierung von sechs neuen Flussschleifen
- Bau eines neuen gewässerbegleitenden dauerhaft nutzbaren Unterhaltungsweges
- Modellierung eines Flachwasserbiotops
- Einbau von Kies als Geschiebedepot
3. Umgestaltung der Nidda zwischen Schwaasgraben und Autobahnbrücke
- Aufweitung der Gewässerparzelle auf der in Fließrichtung rechten Seite
- Großflächiger Abtrag der rechtsseitigen Verwallung
- Gestaltung der Ufer mit unterschiedlichen Böschungsneigungen
- Aufweitung der Gewässersohle
- Einbau von Buhnen und Leitwerken
- Bau einer neuen Flutmulde
- Modellierung von vier neuen Flussschleifen
- Einbau von Totholz im Uferbereich
- Bau eines neuen gewässerbegleitenden dauerhaft nutzbaren Unterhaltungsweges
- Modellierung eines Flachwasserbiotops mit Inseln
4. Instandsetzung eines durch Bauarbeiten beschädigten landwirtschaftlichen Weges
- Abtrag des beschädigten asphaltierten Wegebelages
- Überarbeitung des Unterbaues
- Aufbringung neuer Asphaltbetondeckschichten
Die Gesamtkosten in Höhe von 1.122.000 € wurden mit Fördermitteln des Hessischen Ministeriums für Landwirtschaft und Forsten finanziert, der erforderliche Eigenanteil wurde über Flächenbereitstellung durch die Gemeinde Ranstadt erbracht. Die nicht förderfähigen Genehmigungsgebühren werden aus Mitteln der Ausgleichsabgabe durch die Untere Naturschutzbehörde des Wetteraukreises getragen.
Der Renaturierungsabschnitt vereinigte viele negative Faktoren, die Fließgewässer und ihre angrenzenden Auen in der Wetterau haben. Im Einzelnen waren dies hier: Begradigung, Verwallung, Kastenprofil, Steilufer, nicht standortgerechter Gehölzbestand, Stauhaltung eines Wehres, Verschlammung der Sohle, kein Geschiebe, eine starke Verkrautung der Gewässerstrecken und eine unsachgemäße Vernässung von Grünlandflächen.
Bei allen nachfolgend getroffenen Aussagen und Stellungnahmen geht es nicht, wie sonst bei den Renaturierungsmaßnahmen üblich, um ein Gewässer wie die Nidda oder die Nidder mit einem verbreiterten aber eingedeichten Abflusskorridor, sondern um die Nidda auf einer Länge von ca. 2,8 Kilometer, einem dauerhaft wasserführenden Großgrabensystem der gleichen Länge und der Einbeziehung der rechten Flussaue von ca. 75 ha.
Mit der Umsetzung der Baumaßnahme wurde ein „Kulturwehr“ im Heeggraben abgebrochen. Heeg- und Schwaasgraben wurden nicht nur renaturiert, sondern auch bewusst in ihrer Leistungsfähigkeit gesteigert. Von Seiten der Naturschutzbehörde war ein schnelleres Entwässern der Aue gewünscht, hier sollte die intensive Vernässung, die nur die Ausbreitung von artenarmen Großseggen- und Riedbeständen förderte, zurückgefahren werden. Außerdem war eine beabsichtigte Beweidung mit Großvieh bei dem Vernässungszustand nicht möglich. Dass die durchgeführten Maßnahmen Erfolg bringen, zeigte sich bereits nach dem ersten Hochwasser, das während der Bauzeit die Aue überschwemmte. Mit dem sinkenden Wasserspiegel in der Nidda flossen auch die Wassermassen aus der Aue wieder ab. Des Weiteren bestätigen die Änderungen im Beweidungskonzept, dass die Maßnahmen richtig waren.